Slinza Manzo oder: der fröhliche Meerettichsucher

Sie verfolgt mich schon länger und kommt immer wieder in Fieberschüben hoch:

Tendenziöse Berichterstattung.

Halbgewalkte Missionare in irgendeiner Sache versuchen sich mit übergrossem Selbst- und Sendungsbewusstsein an komplexen Zusammenhängen, die sie aufgrund ihrer geistigen Ausstattung oder anderer Ziele nicht zu durchdringen vermögen.

Die tiefe Überzeugung dieses Zusammenhanges führt bei mir zu folgendem Schluß:

Disput sinnlos, hier hilft nur der öffentliche Pranger.

Jüngstes Beispiel:

Das Buch von

Uwe Knop,

Hunger& Lust

Das erste Buch zur kulinarischen Körperintelligenz

Ich will es ganz kurz machen:

Der Autor (der von sich behauptet, Naturwissenschaftler zu sein) versucht mit denselben, infamen Methoden derer, die er anprangert, allgemein: die Nahrungsmittelindustrie, sie zu entlarven.

Um es bildlich zu fassen: Wenn ein großer Nahrungsmittelkonzern bestimmte Produkteigenschaften aufgrund einer Studie an drei natriumarmen Mäusen vermarktet, kommt der Autor stolz mit einer Gegenstudie um die Ecke, die mindestens genauso aussageleer ist. Dieses Spiel wiederholt sich im Buch Hunderte mal. Eine Fleißarbeit, so wertvoll, wie ein Briefmarkenalbum nicht mehr nach Ländern, sondern nach Farben zu ordnen.

Mit anderen Worten: Viel Lärm um nichts, aber hochgelobt. Enttäuschend. Bloß nicht kaufen.

Leider gibt es auf dem rückseitigen Cover eine Empfehlung des von mir sehr geschätzten V. Klink.

Er ist ein (guter) Koch.

Genauso gut hätte man ihn wahrscheinlich um eine kurze Erklärung der Quantenmechanik anhand des Beispiels von Schrödingers Katze bitten können.

Und er hätte sie gegeben.


Zum erbaulichen Teil:

Die Sehnsucht trieb mich ins Trentino, Val di Non.

Teil der Aufgabe dieses Ausflugs war, eine Menge guter Lebensmittel mit nach Hause zu nehmen.

Und obwohl ich Mery, meine Lieblingsmetzgerin schon bestimmt 6 Jahre kenne, gibt ihr Sortiment immernoch Überraschungen her:

Slinza Manzo

Mit Pökelsalz und Kräutern eingeriebene, luftgetrocknete und geschnittene Muskelstreifen guten Rindfleisches.

Irgendetwas zwischen Bresaola (italienische Alternative zum Bündener Fleisch) und Carne Salada (feuchter, zarter, hocharomatischer Rinderschinken)

Diese Fleischstreifen haben ein Gewicht von ca. 120 bis 180g und sind m.E. das bessere Jerky oder Biltong.

Aufgrund ihrer Größe lassen sie sich auch ohne Spezial-Aufschnittmaschine mit einem scharfen Messer sehr gut dünn aufschneiden: Also Studenten-geeignet.

Etwas frischen Meerettich drüberhobeln, kräftiges Brot mit bester Butter dazu und die Seele ist wieder im Gleichgewicht.

Die ersten Slinza-Bilder waren übrigens verhunzt, weil geröstete Mehlreste an der von mir verehrten Aufschnittmaschine ruhten.

Die wanderten mit auf’s Photo.

Der winterliche Garten gab den Meerrettich leichter her, als erwartet. Kaum Frost im Boden. Auch ohne Plan ist es mir überraschend schnell gelungen, dieses herrliche Gewürz im Garten unter der Schneedecke zu orten.

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