Rindfleisch nach Art der Rhône-Schiffer
Eine Sünde an der Menschheit, diesen Schmortopf nicht früher hier veröffentlicht zu haben.
Die Idee dieses Rezeptes hat kurz nach Publikation durch Frau Neudecker Einzug in meine Küche gehalten und ist seitdem ein Standardgericht- wenn irgendjemand (z.B. ich) verwöhnt werden soll oder (liebenswerter) Besuch erwartet wird.
Rezept (4 Personen)
1kg Rindfleisch (Hohe Rippe oder Schulter, jedenfalls durchwachsen)
750g Zwiebeln
1Knolle Knoblauch, frisch (wenn nicht frisch: weglassen)
50g Kapern, abgetropft (wenn gesalzen: wässern!)
2 Sardellen (wichtig, nicht weglassen!)
20g Salz
Olivenoel
Das Rindfleisch lässt man sich der Einfachheit halber vom Fleischer in 8mm dicke Scheiben schneiden.
Wenn nicht: Zuhaus mit einem scharfen, langen Messer besser 1cm dick schneiden, um die Verletzungsgefahr zu minimieren.
Zwiebeln, Knoblauchzehen schälen, vierteln
Sardellen feinst hacken
Zwiebeln, Knoblauch, Kapern, Pfeffer, Salz und -nach Wunsch- Olivenoel (Schelli: JA-Olivenoeljunkie)
im Häcksler für wenige Sekunden grob hacken.
Diese Masse abwechselnd mit den Fleischscheiben in einer Cocotte, einem Bräter schichten.
Allein das ist eine sinnliche Erfahrung erster Güte!
Mein Bräter ist groß für dieses Rezept, ich verarbeite nicht unter 2kg Fleisch. Völlig egal, ob überhaupt jemand erwartet wird.
Erste und letzte Schicht: Fleisch.
Den Bräter vorher dünn mit Olivenoel ausstreichen.
Bei 150°C ca. 4h oder (besser) bei 120°C 10h mit dicht schliessendem Deckel schmoren lassen.
Begleitung: Mein Favorit: Polenta. Dieses eine Mal kein Brot. Obwohl…
Und einen Roten aus dem Corbières-mancher beschreibt diese Weine wegen ihrer Dichte etwas despektierlich als „Kuhscheisse“.
Schellis Urteil:
Unglaublich dichte, fleischige Noten, die Sardellen werden nicht als solche wahrgenommen, machen jedoch die Kombination vollkommen- die Kapern geben ganz leichte Säure- die Zwiebeln die Süße. Das Mundgefühl dieses Löffelgerichtes ist bei passendem Garzustand interessant: die breiig-weichen ZwiebelKnoblauchOlivenoelkapern betonen das zarte Fleisch mit noch etwas Gerüst.
Die Polenta wirkt als !notwendiger! Verdünner dieses Geschmackskonzentrates.
Der Genuss fängt mit der Erinnerung an dieses formidable Essen an. Wenige, einfachste, günstige Zutaten bereitet man mit wenigen Handgriffen zu einem Festessen.Eigentlich ein typischer Italiener…
Die (zugegeben : längere) Wartezeit wird versüßt durch einen unvergleichlichen Duft, der durch das Haus zieht.
Wenn Geschmack sphärisch würde, wenn die 5.Geschmacksrichtung Umami gasförmig wird, dann mit diesem Rezept.
Soulfood-damit kriegst Du jede(n) überallhin-Friedensangebot, das immer angenommen wird-fehlt was?