Der eine oder andere mag es mitbekommen haben:
Mein Verhältnis zu dem grossen westlichen Nachbarn war nicht immer ungetrübt.
Inzwischen arbeiten beide Seiten intensiv an einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen.
Grosse, generöse Gesten spielten sich ab:
Nicolas, ein weltgewandter Künstler, beherbergte mich in seinem b&b-Haus westlich von Lyon
(http://chambres-corrandines.fr/chambres.htm#lavande)
Mein temporärer Lebenswandel-morgens um halbvier ‚raus aus den Federn, gegen halbneun abends zur Ruhe…sonst hätte ich selbst diese eine Woche nur unter Langzeitschäden überstanden- brachte ihn deshalb aus der Fassung, weil er regelmäßig donnerstag abends hausmusizierte.
Die Wohnung war recht hellhörig und ich hätte aus meinem Bett mitsingen können.
Das ließ Nicolas gar nicht erst zu. An der Haustür zerrte er mich zum Kamin, drückte mich ins Sofa und einen Kelch voller St. Emillion in die Hand.
Dann spielten die alten Jungs auf:
http://www.youtube.com/watch?v=gQHXR8h4woQ
Text im Original:
Klarinette und Bass: sensationell.
Rest: wunderbar.
Ich war schwer gerührt.
Noch eine Geschichte:
Der Bäckermeister Christophe (mein Chef für eine Woche hier: https://www.facebook.com/victoretcompagnie
konnte den leisen Stolz, einen deutschen Ingenieur als Praktikanten zu beschäftigen, nicht ganz unterdrücken und bestellte den lokalen Journalisten ein:
Meinem deutschen Arbeitgeber sei unter allen notwendigen Demutsbekundungen versichert: Nein, ich plane nicht, in Hamburg eine Bäckerei zu eröffnen…möglicherweise spielte da die Euphorie der Gesprächsbeteiligten mit Interpretationsphantasien.
Außerdem bin ich ein bekennendes Landei.
Dennoch: Ich hab‘ dort viel lernen können. Insbesondere beeindruckte mich die rationelle Arbeitsweise zur Herstellung geschmacksoptimierter Baguettes.
400 geforderte Dinger hab‘ ich ohne Schaden an einem halben Tag herstellen können. Schmerzen bereitete mir vielmehr das Zirkeln der Himmbeeren auf der Torte.
Das liegt an der mir eigenen Geisteshaltung:
Diese Art von verlangter Disziplin ließ mich vor langer Zeit den Kriegsdienst verweigern.