Wieder so ein Gewaltakt: am Samstag nach Wien zum Geburtstag. Wichtig, wichtig. Und in wunderbar angenehmer Gesellschaft. Vorher Krems mit Weinverkostung, Alltagszeugs-Grüner Veltliner, eher für den Sommer -aber vielleicht lässt er sich ja so herbeibeten, der Sommer.
Sonntags gab’s ausgiebig Wiener Kaffeehauskultur.
Montagfrüh zuerst zu Gölles , Essige probieren. Dort, in der Oststeiermark scheint die Konzentration guter Extremisten hoch.
Gölles-Essigmanufaktur im Nichts. Ein paar Kilometer weiter rechts Zotter-Schokolade (Gut!) mit ein paar Häusern drumrum. Volkano Schinkenmanufaktur-wieder im Nichts. Exzellenter Schinken, leider kalkulatorisch eher auf Touristenfang, also nix für Schelli.
In Deutschlandsberg dann Kernoelprobe. Vorher hab‘ ich mich leider mit einem Sahneschnittchen zum
überfordert: 2 bis 3 ausgewachsene Männer wären damit über eine Woche…
Also mit dem deutlichen Burn-Out-Syndrom einer Laktose-Überdosis bei Laktose-Unvetrträglichkeit (Kenner wissen, was ich meine) weiter ins Trentino, dort wartet Meri, meine Lieblingsfleischerin auf mich.
Nicht ganz unglücklich, mit genialen Lebensmitteln im Pack, aber leicht lädiert zurück nach Haus.
Aus dem Brotbackkurs bin ich noch einige Rezepte schuldig, an erster Stelle der pikante Weisse-Bohnen-Rindfleisch-Salat.
Dazu gleich die wichtigste Lehrmeinung vorab:
Wenn Du einen Weisse-Bohnen-Salat machen möchtest, solltest Du über weisse Bohnen verfügen.
Das Rindfleisch wurde bereits gestern gekocht: low and slow. 10.00 bis 18.00 Uhr langsam in einer überreichen Gemüsebrühe simmernd.
Die heutige Suche nach den weissen Bohnen war kein Spass. Für niemanden.
Schlecht gelaunt also zur Alternative:
schwarze Linsen. Leichte Überarbeitung des
Rezeptes.
200g Fenchelknolle
200g Möhren
100g Zwiebel
1 kl. Stange Lauch
70g halbgetrocknete Kirschtomaten
300g Kartoffeln
200g Linsen
10g Zucker
5g Fenchelsamen, gestossen
Salz
Pfeffer
300g Kochfleisch, bereits vorbereitet
Olivenoel zum Braten
evtl. gutes Kürbiskernoel
Die ersten 3 Zutaten eher klein würfeln, bissfest mit den Fenchelsamen in Oel rösten, knapp salzen mit dem Zucker karamellisieren.
Den in Streifen geschnittenen Lauch in der letzten Minute mit den kleingeschnittenen Tomaten unterheben. Entfetten.
Linsen in reichlich ungesalzenem Wasser gar kochen,
rohe, kleinwürfelige Kartoffeln (hier festkochende) braten, salzen, entfetten, pfeffern.
Alles zusammenmischen, abschmecken: Stimmen Salzgehalt, Schärfe? Süsse? Säure? Biß? Verbindung unter den Zutaten?
Meine Kirschtomaten spielen die Säurefraktion in diesem Ensemble, keine Essigzugabe nötig.
Das Kürbiskernöl von oben beschriebener Reise ist so genial aromatisch, dass es -dezent- gleich in diesem Imbiss mit verwurstet wurde.
Lange Zeit übrigens -auch in der Steiermark- als Wagenschmiere bezeichnet.
Schellis Urteil:
Ich habe kein sanftmütiges Verhältnis zu Linsen. Eher nach dem Motto:
Alles ist besser -ohne Linsen.
Weil im Überfluß vorhanden, kam zuviel vom Rindfleisch in den Salat, der Hund lag auch schon überfressen in der Ecke.
Der Rest: Sehr schön. Leicht bissiges, hintergründig süss-karamelisiertes Fenchel-Möhrengemüse mit achtsam gebratenen Kartoffeln und den Tomaten als Säurefraktion-Ja.